Asexuell: Was es wirklich bedeutet
Menschen, die asexuell sind, empfinden eine Abwesenheit von sexueller Anziehung. Sie legen keinen Wert auf Sex, interessieren sich nicht dafür und haben keinerlei Bedürfnis danach. Nur wissen viele nicht von Anfang an, dass sie asexuell sind. Oft wird dann der Grund in anderen Dingen gesucht. Liegt es an der Pille, die meine Libido zertört? Bin ich zu unsicher und schüchtern dafür oder kann es daran liegen, dass ich meinen Partner doch nicht so gerne habe, wie ich dachte?
Asexualität ist keine Krankheit, sondern eine sexuelle Orientierung. Zwar empfindet eine asexuelle Person kein Verlangen nach Geschlechtsverkehr, das bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen Sex haben kann. Was genau das bedeutet, kannst du hier nachlesen.
Was genau ist Asexualität?
Wenn jemand asexuell ist, heißt das nicht, dass er krank ist. Asexuelle Menschen sehen es nicht als Krankheit, vor allem deswegen, weil sie keinen Leidensdruck empfinden. Sie sind glücklich, so wie sie sind – ganz ohne Sex. Einfach weil sie kein Bedürfnis danach haben, fehlt ihnen auch nichts. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Sex mit einer anderen Person. Auch ist ihre Libido so abstinent, dass Masturbation keine Frage ist.
Aber nur, weil asexuelle Menschen keine Lust auf Sex haben, heißt das nicht, dass sie keine Beziehung führen möchten – oder können. Sie können lieben, romantische Gefühle entwickeln und eine Verbindung mit einen anderen Menschen eingehen. Sie wünschen sich eine Beziehung, nur sieht diese anders aus, als so manch andere. Denn asexuelle Personen wollen eine Beziehung, die auf rein platonischer Basis funktioniert. Dass das schwierig sein kann, vor allem, wenn der Partner eine andere sexuelle Orientierung hat, erzählt Saskia.
So fühlt es sich an, wenn man asexuell ist
Saskia ist seit über einem Jahr in einer Beziehung. Sex haben sie fast keinen, nur selten. Und dann nur deshalb, weil Saskia findet, sie geht damit einen Kompromiss ein. So wie ihr Freund, der sich in all der anderen Zeit damit abgefunden hat, dass es in ihrer Beziehung kaum bis keinen Sex gibt. Und das ist auch OK, finden beide. Saskia ist glücklich in ihrer Beziehung. Dass das nicht immer so war, ihre Beziehung fast an ihrer sexuellen Orientierung zerbrochen ist und sie manchmal noch daran denkt, macht sie traurig. Aber auch reflektiert darüber, wie zwei verschiedene sexuelle Orientierungen nicht zwingend das eine Ende einer Liebe bedeuten müssen.
Als sie sich kennen lernten, hatten sie einmal Sex. Danach für sehr, sehr lange Zeit nicht mehr. Ihr Freund dachte, dass es an ihm lege oder an der Pille, die sie nahm seit sie 14 war. Einfach weil damals alle aus ihrer Klasse damit begonnen hatten. Wenn er Saskia fragte, wieso sie keinen Sex haben, dann meinte sie nur, sie habe keine Lust. Einen weiteren Grund, der in seinen Augen Sinn ergab, hatte sie nicht. Somit war er sich sicher, dass irgendwas nicht stimmte. Bis sie beide durch Zufall einen Artikel für Asexualität fanden und verstanden, dass Saskia keine Lust auf Sex hat, weil sie – Überraschung – einfach keine Lust hat.
Davor stritten sie oft, aber dann legte es sich. Die Erkenntnis, dass Saskia asexuell ist, half beiden. Sie konnte endlich verstehen, warum sie keine Libido besaß und er wusste, dass es keine weiteren Gründe gab. Sie redeten viel, stundenlang über Tage. Dann kamen sie auf den Entschluss, dass sie sich irgendwo in der Mitte treffen müssen. Seither ist es für beide das kleinste Übel. Und, dass sie sich lieben, ist der Grundbaustein ihrer Beziehung. Das wissen beide. Aber auch, dass keinerlei Hürden gibt, die sie nicht bezwingen können. Selbst, wenn es anfangs so wirkt als ob.