Ein Callboy erzählt, wieso er seinen Job liebt
Nick ist international als Callboy tätig. Sein Beruf verschlägt ihn auch immer wieder nach Österreich. Einen anderen Job auszuüben – das kann er sich nicht vorstellen.
Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was er an seiner Arbeit so toll findet:
Wieso hast du dich dazu entschieden Callboy zu werden?
“Ich bin seit Ende 2006 Callboy. Damals war ich 29 und mit einer Frau zusammen. Wir waren sexuell sehr frei und haben uns auch mit anderen Leuten getroffen und da kam es dann öfters vor, dass dann andere Frauen sich bei mir für den Sex bedankt haben. Es kamen dann auch Sprüche, wie ‘du solltest Geld dafür verlangen’. Und irgendwann kam ich in eine Situation, wo ich nach einer neuen Perspektive gesucht habe und da kam die Idee, ‘wieso eigentlich nicht Geld dafür verlangen?’ und dann habe ich das mit meiner damaligen Partnerin besprochen und ein Zeitungsinserat geschaltet.”
Wieviel verdienst du?
“Vor ein paar Jahren habe ich noch so vier, fünf Buchungen pro Woche gemacht. Maximal eine pro Tag. Mehr will ich nicht. Es ist keine Fließbandarbeit. Inzwischen bin ich sogar so weit runtergegangen, dass ich maximal eine bis zwei Buchungen pro Woche habe und sehr gut davon leben kann. Wenn man sich meine Preisliste anguckt, kann man sich ausrechnen, wie viel ich verdiene.”
Wie war dein allererstes Mal als Callboy?
“Tatsächlich kann ich mich da noch gut dran erinnern. Das war eben das Zeitungsinserat. Da hat sich ein Pärchen bei mir gemeldet. Das war in Basel. Wir haben uns da in einer ziemlich hippen Bar getroffen und ein bisschen unterhalten und irgendwann haben die dann gefragt, ‘und passt das?’ und ich so, ‘ja passt wunderbar’. Und dann sind wir in ein Nachbarhaus, das nicht weit weg war und da gab es ein Stundenzimmer. Und ja dann war das eigentlich recht spannend, weil ich mich mit der Frau beschäftigt habe und der Mann anfänglich nur zuguckte. Und dann irgendwann hat er auch ein bisschen mitgemacht – nicht mit mir, sondern mit der Frau und das war eine ganz nette Begegnung.
Warst du nervös?
“Ich war super nervös. Stell dir mal vor, du weiß genau, du wirst für sowas gebucht. Du kriegst Geld dafür und irgendwie musst du auch Leistung erbringen und du kennst die Leute nicht.”
Wie kann man sich deine Kundinnen vorstellen?
“Ich habe prinzipiell Kundinnen von 18 bis 68 – plus minus. Die meisten Frauen sind so zwischen 45 und 55 Jahre alt und haben einen komplett unterschiedlichen sozialen Status. Manche sind in einer Beziehung, die meisten lustigerweise nicht. Ich weiß auch von solchen, die in einer Beziehung sind und der Partner das weiß.”
In unserer Gesellschaft ist die Sexarbeit ein Tabuthema. Wieso glaubst du, ist das so?
“Wenn ich das wüsste. Es sind einfach diese Vorurteile, die jeder hat. Jeder Mensch hat Vorurteile. Meine Mama hatte die auch anfangs als sie von meinem Job erfahren hat. Jetzt weiß sie, dass ich ein ordentlicher Mensch geblieben bin, der anderen sogar hilft. Meinen Kundinnen helfe ich auf eine gewisse Art und Weise, selbstbestimmt ihre Sexualität leben zu können, sich selber auch entdecken zu können und Dinge auszuprobieren in einem beschützten Raum. Was ist daran verwerflich, was ist daran schlecht?”
Denkst du, die Sexarbeit hat einen Mehrwert für die Gesellschaft?
“Definitiv. Sexarbeiter wissen, dass sie etwas Gutes tun. Und wie viele Menschen gibt es auf dieser Welt, die Nähe und Berührung brauchen, oder auch einen geistigen Austausch mit jemandem brauchen, der sie versteht und der ihnen zuhört?”