Der weibliche Orgasmus – ein Mythos? Das scheinen zumindest manche Männer zu glauben, die felsenfest davon überzeugt sind, einer Frau einen Orgasmus zu bescheren, wäre nahezu ein Ding der Unmöglichkeit (oder die andere Variante: total easy, ohne sich Mühe zu geben). Gott sei Dank belegt jetzt eine Studie, die im Archives of Sexual Behavior veröffentlicht wurde, was wir schon immer wussten: Männer haben es (oft) einfach nicht drauf. Denn Frauen in homosexuellen Beziehungen haben keine vergleichbare Orgasmus-Pleite zu verzeichnen.

Studie belegt: Frauen kommen mit Frauen häufiger, als mit Männern

Mehr als 52.000 Menschen nahmen an der Befragung teil, die auf NBCNNews.com veröffentlicht wurde. Insgesamt waren es 26.032 Männer und 24.102 Frauen, die sich als heterosexuell identifizierten, 452 homosexuelle Männer und 340 homosexuelle Frauen, sowie 550 Männer und 1.112 Frauen, die sich als bisexuell bezeichneten. Abgesehen von demographischen Angaben, gaben die Befragten auch Informationen zu ihrem Sexualleben preis. Unter anderem wurden Angaben zur Häufigkeit von Oralsex (aktiv und passiv) gemacht, ob sie mit ihrem Partner über Sex sprechen können und wie experimentierfreudig sie im Bett sind (massieren, auspeitschen, luststeigernde Drogen einnehmen, einen Dreier haben, sich selbst beim Sex filmen). Die Forscher wollten außerdem genauere Details zum letzten sexuellen Akt der Probanden; wie sie in Stimmung kamen, welche Aktivitäten involviert waren und wie lange das Ganze dauerte. “Das Ziel der Studie war, ein Profil der Einstellungen und Gewohnheiten jener Personen, die oft zum Orgasmus kommen, mit dem derer Personen, die selten zum Orgasmus kommen, zu vergleichen”, so die Autoren.

Orgasmus-Häufigkeit: 88 Prozent bei lesbischen Frauen gegen 65 Prozent bei heterosexuellen Frauen

Die Studie bestätigt natürlich wiedermal, was wir eh schon alle wissen: Es gibt eine “Orgasmus Lücke”. Das heißt schlicht, dass Männer prozentuell gesehen viel häufiger beim Sex zum Orgasmus kommen, als Frauen. Doch was wirklich interessant ist, ist die Tatsache, dass Frauen in homosexuellen Beziehungen mehr als 20 Prozent häufiger angeben, regelmäßig zum Orgasmus zu kommen. Genau genommen sind es nämlich 88 Prozent der homosexuellen Frauen, im Vergleich zu nur 65 Prozent bei jenen Frauen in heterosexuellen Beziehungen. Weiters wurde untersucht, welche Verhaltensmuster die Frauen pflegen, die regelmäßig zum Höhepunkt kommen. “Folgende Dinge unterschieden Frauen, die regelmäßig Orgasmen hatten, von jenen, die eher unregelmäßig zum Höhepunkt kommen: im Bett aussprechen, was einem gefällt, den Partner für Dinge loben, die einem gefallen, Anrufe oder Emails mit sexuellem Inhalt, Lingerie tragen, neue Sex-Stellungen ausprobieren, anale Stimulation, über sexuelle Fantasien reden oder diese ausleben, Dirty Talk und das Zeigen von Liebe während des Aktes.”

Eindeutigster Indikator für Orgasmus-Häufigkeit: Oralsex

Für die Forscher wurde aber eines klar: Der beste Indikator dafür, wie häufig eine Frau zum Höhepunkt kommt, ist, wie oft sie die Empfängerin von Oralsex ist. “Besonders wichtig war es für Frauen, Oralsex gemeinsam mit anderen sexuellen Aktivitäten in den Sex miteinzubeziehen”, so die Forscher. Überraschenderweise gab allerdings weniger als die Hälfte aller Befragten an, regelmäßig Oralsex zu haben. Frauen, die regelmäßig zum Höhepunkt kamen, gaben überhaupt an, dass vaginale Stimulation für ihren Orgasmus nicht notwendig sei. Dafür gaben allerdings acht Prozent der heterosexuellen Frauen an, dass die Kombination aus innigen Küssen, Oralsex und genitaler Stimulation ein Orgasmus-Garant wäre.

Conclusio: Von homosexuellen Frauen-Paaren kann man etwas lernen

Wenn heterosexuelle Paare sich die Verhaltensmuster und das “Goldene Trio” von vaginal, oral und Küssen abschauen würden, hätten wohl auch jene Frauen, die einen Mann als Partner haben, eine erhöhte Chance auf regelmäßige Orgasmen. “Wir fanden heraus, dass diese Aktivitäten, die oft jene sind, die lesbische Paare im Bett tun, darauf transferiert werden können, was heterosexuelle Paare im Bett tun könnten, wenn sie wirklich wollten, dass die Frau einen Orgasmus hat.”